Ist das noch Medizin?

Erlauben Sie mir hier an dieser Stelle ein paar sehr private und vielleicht auch verletzliche Gedanken. Sollte ihnen das missfallen, lesen sie diesen Eintrag bitte nicht.

Ich hatte Ende 2022 die wunderbare Gelegenheit ein Laser-Center besuchen zu dürfen. Es war für mich nicht der erste Kontakt mit einer anderen Branche der Augenversorgung. Bereits 2007 war ich drei Wochen zu einem Praktikum als Optometrist in einem Laser-Center.

Die erste Überraschung für mich, war es das sich an dem System nach knapp 15 Jahren nichts geändert hatte.

20 Minuten hat der Optometrist, um dem Kunden in einem kostenlosen Vorgespräch alles zu erklären. Eine chirurgische Manipulation der Hornhaut ist eine dauerhaftes und endgültiges verändern von lebendem Gewebe. Persönlich finde ich ist das ein Schritt der mehr als 20 Minuten Beratung bedarf.

Nach der fachlich sehr fragwürdigen Selektion der Kunden in geeignet und ungeeignet durch den Optometristen geht es dann in das Finanzierungsgespräch. Auch das wird getaktet, nimmt aber eine viel höhere Priorität ein. Der Optometrist bekommt nach den Vormessungen durch angelerntes Personal die entscheidenden Parameter digital vorbereitet. Die Software agiert mit einem Ampelsystem und zeigt für wen, welche Methode möglich ist. Ein Gespräch findet nicht statt. Es ist eine reine Verkaufsveranstaltung. Theoretisch könnte das ein Laie sogar besser durchführen, in der Schweiz muss der Sehtest aber vom Optometristen sein. Verzeihen sie, die Kollegen die dort arbeiten sind meiner Meinung nach nicht an “gutem Sehen” interessiert, sondern an Geschwindigkeit und Geld. Ich hoffe sie verdienen genug.

Verstehen sie mich bitte nicht falsch – Ich bin nicht gegen eine Laser-Behandlung. Ich bin gegen unverantwortliches Verhalten in medizinischen Angelegenheiten.

Sollte der Kunde, im übrigen wird er dort Patient genannt, geeignet und finanziell in der Lage sein, bekommt er ebenfalls für 20 Minuten einen Arzt zu sehen.

Persönlich finde ich den Begriff Patient an dieser Stelle fragwürdig. Ein Patient ist ein “Wartender” auf die Gesundheit, das sagt schon das Wort. Er ist also entweder krank und wünscht die Genesung oder er ist Gesund und wünscht das zu erhalten. Hier ist der Fall aber vollkommen anders.

Der Kunde ist gesund, er hat eine Fehlsichtigkeit, das wird in der Regel nicht als Krankheit definiert. Nun kommt ein Augenarzt, der im Studium gelernt hat kranken Menschen zu helfen und zerstört dauerhaft mit einem Laser gesundes Gewebe der Hornhaut.

Damit man ihm später keine groben Fehler unterstellen kann, gibt es ein Dokument mit 20 Seiten, das der Patient – oh nein besser: der Kunde, unterschreiben muss.

Wollen Sie die doofe Brille los werden? Dann müssen sie nur hier unterschreiben!

Zitat von einem, nach eigenen Aussagen ein Augenarzt, nach mir ein finanziell orientierter Mensch

Mir fehlt an dieser Stelle die Patienten/Kunden-Aufklärung.

Laserbehandlungen sind niemals Nebenwirkungsfrei. Eine der wichtigsten, nach mir, Nebenwirkungen ist das “trockene Auge”. Während einige Kollegen des Laser-Augen-Arztes gegen die Krankheit “Trockenes Auge” kämpfen, verursacht dieser Augenarzt die Trockenheit vorsätzlich. Ich finde das bedenklich.

Auch wurde und wird vermutlich dort, die Monovision gelasert. Das bedeutet, ein Auge kann lesen, das andere Autofahren. Eine grossartige Idee, könnte man meinen, wenn sich das räumliche Sehen der Menschen nicht in den letzten 3 Millionen Jahren entwickelt hätte zu dem was es ist: Ein hochpräzises Werkzeug für 3-D-Sehen.

Das zerstört der vermeidliche Augenarzt in wenigen Sekunden ohne Kontrolle, ob der Kunde das überhaupt verträgt und wünscht. Es bringt halt Geld zu operieren und kein Geld mit den Menschen zu sprechen.

In der Schweiz wurde die Augenoptik 2020 in den Beruf eines Gesundheitsberufes angehoben, damit ist die fachliche Anforderung gestiegen, wie ich finde aber auch die moralische Verantwortung.

Ich würde mich freuen wenn in Zukunft die Behörden in der Schweiz und weltweit auf die Schönheitschirurgie der Sehstärke ein strenges und kritisches Auge werfen. Es muss Standards geben und die können gar nicht hoch und streng genug sein, die die Gesundheit der Menschen im Blick haben.

Gewinnorientierte Augenärzte, die diesem System angehören und sich eine “goldene Nase” verdienen müssen überwacht werden.

Nach meinem Besuch in diesem Center, und ich möchte mich nochmals dafür bedanken eingeladen gewesen zu sein, habe ich aus sehr seriöser Quelle gehört, das dort missglückte Operationen durch nachträgliche Veränderung von Dokumenten verschleiert wurden. Was mich am meisten verstört, ist das ich bei dieser unbewiesenen Behauptung nicht skeptisch, sondern nach meinem eigenen Besuch, das ohne weiteres für möglich halte.

Liebe Leser, sollten sie eine Brille blöd finden und auch Kontaktlinsen ablehnen – Suchen sie bitte einen seriösen Weg sich lasern zu lassen. Preis-Reduktionen, Rabatte, Garantien von 10 Jahren und eine Instagram-Liste von zufriedenen Kunden lenken ab von den wichtigen Fragen.

Zahlen sie bitte mehr, mehr für eine Aufklärung, mehr für eine Beratung, vielleicht sogar mehr für einen temporären Test mit Kontaktlinsen (wenn ihnen Monovision angeboten wird). Lassen sie sich die Liste der Nebenwirkungen, Komplikationen und Problemen geben. Fragen sie kritisch nach und bitte, bitte unterschrieben sie nie beim ersten Besuch.

Ach ja den Marketing-Trick: Lasern in der Mittagspause – halte ich persönlich für extrem gruselig.

Sehen wird als der wichtigste Sinn des Menschen bewertet, nehmen sie sich bitte eine Woche Zeit und Ruhe um sich, nach der Operation, an das neue Sehen zu gewöhnen. Bitte machen sie nicht den Fehler lasern schnell, schnell zwischendurch zu machen.

Sollten sie eine Meinung haben, die sich nicht mit meiner deckt, dann lade ich sie zum Gespräch ein.

Kommentar verfassen