Lohnt sich das, könnte man sich fragen an einem Tag nach München und wieder zurück zu fahren?
Ich kann das nur mir JA beantworten.
Die Opti ist die grösste deutschsprachige Messe für Augenoptik und Optometrie die es gibt. Seit 2020 wurde das Konzept der Messe in vielen Bereichen schwer auf die Probe und auch zu Recht in Frage gestellt. Ist das überhaupt noch up to date ?
Ich denke ja, auch wenn ich mir einen Wandel der angestaubten Methoden einer Messe wünsche. Dieses Jahr 2023 haben die Organisatoren, laut Angaben in der DOZ, den Weg in eine neue Richtung eingeschlagen.
Als Gast der Messe habe ich allerdings keine Veränderungen wahrgenommen. Mir fehlt noch der Mut etwas “anders” zu machen. Es sind teilweise mehr homöopathische Anpassungen, die zudem durch Absagen grosser Industriehersteller begründet sind. Die Augenoptik ist im Wandel, sie ist (so haben wir das in 2020 gelernt) systemrelevant, aber ist sie auch mutig und modern? Ich denke wir haben noch Luft nach oben.
Es gab vor allem Brillen, Brillen, Brillen und ein paar Etuis. Ein paar wenige Spezial-Geräte (Spielzeug) für Optiker und den Kunden, aber keine Themen zur Augengesundheit. Ein kleiner, einsamer Stand zu Nahrungsergänzungen war die Ausnahme.
In der Technik-Abteilung gab es zwei Highlights. Das eine ist die neue Versorgung und Unterstützung bei Myopie. Ausmessen und Betreuung des Kunden ist das Thema. Keiner spricht aber von Prävention. Warum auch? Wenn wir Augenoptiker verhindern das Kinder kurzsichtig werden und ältere Menschen Augenerkrankungen bekommen, dann verdienen wir vermutlich Geld.
So wird der Optiker in Deutschland ein Experte darin Kurzsichtigkeit zu managen. Vorbeugung ist scheinbar nicht möglich. Wir sind halt leider alle ein Opfer unserer Gene und der Umstände. Spannend fand ich das trotz der vielen Geräte zum Myopie Management kaum Anbieter von Kinderbrillen auf der Messe waren. Myopie Management hat nach meinem Verständnis nichts mit Augengesundheit zu tun, sondern dem verwalten einer Fehlentwicklung.
Das zweite Hightech-Gerät waren technische Lösungen zur schnellen Refraktion. Ich bin mir nicht ganz sicher welcher Typ von Augenoptiker sich diese Geräte auf der Messe anschaut. In der Regel kann man sagen das, ausser beim Auto, schnell nicht besser ist. Ein Sehtest in 7 Minuten, der zudem von einem automatisierten System kontrolliert wird, kann auch von Nicht-Fachpersonal betreut werden. Wozu aber dann der Aufschrei in der DOZ und in den Verbänden, die sich laut beschweren, das eine kleine Kette (noch klein) mit Remote-Refraktion von der normalen Art und Weise abhebt. Will der klassische Optiker damit kontern, das er gut ausgebildet ist und nun aber einem Computer die Aufgabe überlässt? Aber schaut man sich die Geräte der diversen Hersteller an, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis der Kunde seinen Sehtest alleine macht (so schon gesehen bei Oculus). Welche Aufgaben übernimmt dann der Optiker?
Ich bin gespannt wohin der Weg führt. Ich bin mir sehr sicher das der durchschnittliche Kunde in Zukunft einen schnellen und einfachen Zugang zu Sehhilfen einfordern wird und natürlich einige Highclass-Kunden nicht. Wir können uns jetzt entscheiden und positionieren. Besser oder schlechter ist hier aber keiner. Der Kunde wird das entscheiden. Ist die Brille/Kontaktlinse zufriedenstellend kommt er wieder, andernfalls eben nicht.
Für die nächste Opti 2024 wünsche ich mir mehr Augengesundheit und mehr spannende Projekte. Weniger Verkaufsveranstaltung und mehr Gespräche. Warum fahren Optiker nach München um dann auf der Messe bei einem Hersteller Brillen zu kaufen? Das geht doch viel bequemer mit dem Aussendienst im eigenen Geschäft.